In der Schweiz sind verschiedene muslimische Extremistengruppen aktiv, die in Kontakt zu bin Laden stehen. Ihre Überwachung ist schwierig.
Auch in der Schweiz sind islamische Extremisten aktiv, die in Verbindung mit dem saudiarabischen Terroristen Osama bin Laden gebracht werden. Dies geht aus Ermittlungen hervor, die in Italien gegen eine islamistische Organisation geführt werden, die sich Takfir Wal Hidschra (Verdammung und Flucht) nennt.
Die Justiz in Mailand und Neapel beschuldigt die Takfir Wal Hidschra, arabische Terroristen mit Waffen versorgt und für sie Pässe gefälscht zu haben. Elf Mitglieder der militanten Organisation wurden letzten Oktober von Spezialeinheiten der Carabinieri in mehreren Städten Italiens verhaftet. Code-Name der Operation: «Crociata», zu Deutsch Kreuzzug. Ihre Spuren führen auch in die Schweiz, wie die Untersuchung zeigt: «Sie hatten enge Beziehungen zu einer Takfir-Zelle in Zürich», sagt ein italienischer Justizbeamter, der nicht genannt werden möchte. Er spricht von einem «eigentlichen Guerilla-Netzwerk» mit Ablegern in mehreren europäischen Ländern. Dieses Netzwerk leiste «logistische und finanzielle Unterstützung für den bewaffneten islamistischen Kampf».
Laut dem deutschen Verfassungsschutz propagiert die Takfir Wal Hidschra in Europa «besonders aggressiv» den heiligen Krieg gegen den Westen. Ihre Anhänger stünden in Verbindung mit Osama bin Ladens Organisation Al-Qaida, heisst es im Verfassungsschutzbericht. Für wie gefährlich sie eingeschätzt werden, zeigte sich letzte Woche in Brüssel und Rotterdam, wo sechs mutmassliche Terroristen verhaftet wurden, die als Takfir-Mitglieder gelten. Einer von ihnen habe einen Anschlag auf die US-Botschaft in Paris geplant, meldete der französische Radio-Sender Europe 1.
Dass sich Islamisten, die der Takfir Wal Hidschra zugeordnet werden, in der Schweiz aufhalten, wissen auch die hiesigen Behörden, wie Staatsschutz-Chef Urs von Daeniken gegenüber – bestätigt. Und das offenbar schon seit längerer Zeit: Vor drei Jahren, im Mai 1998, konnten zwei Anhänger der Organisation in Zürich dingfest gemacht werden. Ihnen wurde Waffenhandel und die umfangreiche Fälschung von Pässen und Ausweisen vorgeworfen. Muslimische Gläubige erinnern sich, dass Takfir-Exponenten schon Mitte der Neunzigerjahre in einem Zürcher Gebetszentrum versucht haben, ihre extremistischen Ansichten zu verbreiten.
Auf Kontakte zu Osama bin Laden lässt sich auch bei den Takfir-Mitgliedern schliessen, die in Italien in Haft sind. So war zumindest ein Teil von ihnen in afghanischen Lagern von Mudschaheddin («Glaubenskämpfern») ausgebildet worden. Als Mudschahed wird ein Islamist bezeichnet, der als Freiwilliger an den Kriegen in Afghanistan, Tschetschenien oder auch Bosnien teilgenommen oder eine militärische Ausbildung in Afghanistan erhalten hat.
Eine «starke Zuwanderung» solcher Mudschaheddin auch in die Schweiz bestätigt Staatsschutz-Chef von Daeniken gegenüber –. «Das sind verschworene Gemeinschaften», sagt von Daeniken, «Leute mit Kampferfahrung, die sich durch eine besondere Gefährlichkeit auszeichnen.»
Die Takfir Wal Hidschra ist nicht die einzige radikal islamische Gruppe, die in der Schweiz agiert. Staatsschutzchef von Daeniken bestätigt, dass sich Vertreter von Hamas, der ägyptische Islamistengruppierung Dschihad Islami und der Hisbollah häufig in der Schweiz aufhalten und Treffen abhalten. «Ihre Vertreter bewegen sich diskret und meiden Hotels», sagt er.
Sie werden jeweils von Anhängern unterstützt, die in der Schweiz wohnen. So sind zum Beispiel Hisbollah-Anhänger hier zu Lande libanesischen Extremisten behilflich. Sie tätigen Finanztransaktionen und leisten logistische Dienste. Dies geht aus einem – vorliegenden vertraulichen Bericht der Bundespolizei vom April 1998 hervor. «Unser Land kann aber auch als Ruheraum oder auf Grund der zentralen Lage in Europa als Verkehrsdrehpunkt dienen», heisst es im vertraulichen Papier weiter.
So gelang es im April 1996 etwa dem mutmasslichen Hisbollah-Terroristen Hussein Mikdad, im Zürcher Hotel «Regina» abzusteigen – mit einer grösseren Menge Sprengstoff. Das hoch explosive RDX war für ein Selbstmordattentat in Israel bestimmt. Auf den Schweizer Aufenthalt des Attentäters kamen die israelischen Behörden durch Zufall. Nachdem Mikdad von Zürich nach Tel Aviv geflogen war, detonierte der Sprengstoff im Jerusalemer Hotelzimmer vorzeitig und verletzte den Terroristen schwer.
Bei Ermittlungen gegen die Hisbollah geriet ein Ahl-el-Beit-Zentrum in der Schweiz ins Visier von Geheimdiensten. Diese Gebetszentren, die in unauffälligen Wohnungen untergebracht sind, werden gegen aussen als religiöse Vereinigungen deklariert. Vorab der israelische Geheimdienst Mossad ortet in den Zentren indes terroristisches Potenzial. Dort würden Agenten und Aktivisten rekrutiert, «die für terroristische Gewaltakte eingesetzt werden», hält ein weiterer vertraulicher Bericht der Bundespolizei fest.
Der Bericht des Schweizer Inlandgeheimdienstes zeigt auch klar die Grenzen der Überwachungsmöglichkeiten auf: «Die Beobachtung der religiösen Organisation liegt auf Grund ihrer Eigenschaft nicht in der Kompetenz der Bundespolizei.» Der israelische Geheimdienst Mossad zog daraus seine eigenen Schlüsse. Im Februar 1998 schickte er ein Kommando mit dem Auftrag in die Schweiz, die Telefonleitungen des Berner Ahl-el-Beit-Zentrums anzuzapfen.
Gebetshäuser darf der Schweizer Staatsschutz wegen der Religionsfreiheit bis heute nicht präventiv beobachten. Nach den Anschlägen in den USA stellt der oberste Schweizer Staatsschützer diese Praxis zur Diskussion: «Die Schweiz muss sich klar werden, welche Risiken in Kauf genommen werden können», sagt Urs von Daeniken.
Dass sich «alle islamistischen Bewegungen in der Schweiz sehr frei bewegen» können, freut den fundamentalistischen Muslim und Revisionisten Ahmed Huber. Der Berner, der mit radikalen Muslimen in den USA, England und Südafrika in engem Kontakt steht, behauptet: «Ob Hamas oder bin Laden, alle haben hier Konten und nehmen ganz brav und redlich die Finanzdienstleistungen in Anspruch.»
Huber selbst nutzt über die Luganeser Firma Al Taqwa den Schweizer Finanzplatz für die muslimische Sache. «Wir finanzieren Entwicklungsprojekte», sagt er. Geheimdienste behaupten, über Al Taqwa seien Gelder zu bin Laden geflossen. «Eine Erfindung des Mossad», dementiert Huber und kommt ins Schwärmen. Das Schweizer Bankensystem sei das einzige, das nicht von den Amerikanern oder Israelis überwacht werde. «Die Schweiz», sagt Ahmed Huber, «ist eine grossartige Drehscheibe.»
Auch in der Schweiz sind islamische Extremisten aktiv, die in Verbindung mit dem saudiarabischen Terroristen Osama bin Laden gebracht werden. Dies geht aus Ermittlungen hervor, die in Italien gegen eine islamistische Organisation geführt werden, die sich Takfir Wal Hidschra (Verdammung und Flucht) nennt.
Die Justiz in Mailand und Neapel beschuldigt die Takfir Wal Hidschra, arabische Terroristen mit Waffen versorgt und für sie Pässe gefälscht zu haben. Elf Mitglieder der militanten Organisation wurden letzten Oktober von Spezialeinheiten der Carabinieri in mehreren Städten Italiens verhaftet. Code-Name der Operation: «Crociata», zu Deutsch Kreuzzug. Ihre Spuren führen auch in die Schweiz, wie die Untersuchung zeigt: «Sie hatten enge Beziehungen zu einer Takfir-Zelle in Zürich», sagt ein italienischer Justizbeamter, der nicht genannt werden möchte. Er spricht von einem «eigentlichen Guerilla-Netzwerk» mit Ablegern in mehreren europäischen Ländern. Dieses Netzwerk leiste «logistische und finanzielle Unterstützung für den bewaffneten islamistischen Kampf».
Laut dem deutschen Verfassungsschutz propagiert die Takfir Wal Hidschra in Europa «besonders aggressiv» den heiligen Krieg gegen den Westen. Ihre Anhänger stünden in Verbindung mit Osama bin Ladens Organisation Al-Qaida, heisst es im Verfassungsschutzbericht. Für wie gefährlich sie eingeschätzt werden, zeigte sich letzte Woche in Brüssel und Rotterdam, wo sechs mutmassliche Terroristen verhaftet wurden, die als Takfir-Mitglieder gelten. Einer von ihnen habe einen Anschlag auf die US-Botschaft in Paris geplant, meldete der französische Radio-Sender Europe 1.
Dass sich Islamisten, die der Takfir Wal Hidschra zugeordnet werden, in der Schweiz aufhalten, wissen auch die hiesigen Behörden, wie Staatsschutz-Chef Urs von Daeniken gegenüber – bestätigt. Und das offenbar schon seit längerer Zeit: Vor drei Jahren, im Mai 1998, konnten zwei Anhänger der Organisation in Zürich dingfest gemacht werden. Ihnen wurde Waffenhandel und die umfangreiche Fälschung von Pässen und Ausweisen vorgeworfen. Muslimische Gläubige erinnern sich, dass Takfir-Exponenten schon Mitte der Neunzigerjahre in einem Zürcher Gebetszentrum versucht haben, ihre extremistischen Ansichten zu verbreiten.
Auf Kontakte zu Osama bin Laden lässt sich auch bei den Takfir-Mitgliedern schliessen, die in Italien in Haft sind. So war zumindest ein Teil von ihnen in afghanischen Lagern von Mudschaheddin («Glaubenskämpfern») ausgebildet worden. Als Mudschahed wird ein Islamist bezeichnet, der als Freiwilliger an den Kriegen in Afghanistan, Tschetschenien oder auch Bosnien teilgenommen oder eine militärische Ausbildung in Afghanistan erhalten hat.
Eine «starke Zuwanderung» solcher Mudschaheddin auch in die Schweiz bestätigt Staatsschutz-Chef von Daeniken gegenüber –. «Das sind verschworene Gemeinschaften», sagt von Daeniken, «Leute mit Kampferfahrung, die sich durch eine besondere Gefährlichkeit auszeichnen.»
Die Takfir Wal Hidschra ist nicht die einzige radikal islamische Gruppe, die in der Schweiz agiert. Staatsschutzchef von Daeniken bestätigt, dass sich Vertreter von Hamas, der ägyptische Islamistengruppierung Dschihad Islami und der Hisbollah häufig in der Schweiz aufhalten und Treffen abhalten. «Ihre Vertreter bewegen sich diskret und meiden Hotels», sagt er.
Sie werden jeweils von Anhängern unterstützt, die in der Schweiz wohnen. So sind zum Beispiel Hisbollah-Anhänger hier zu Lande libanesischen Extremisten behilflich. Sie tätigen Finanztransaktionen und leisten logistische Dienste. Dies geht aus einem – vorliegenden vertraulichen Bericht der Bundespolizei vom April 1998 hervor. «Unser Land kann aber auch als Ruheraum oder auf Grund der zentralen Lage in Europa als Verkehrsdrehpunkt dienen», heisst es im vertraulichen Papier weiter.
So gelang es im April 1996 etwa dem mutmasslichen Hisbollah-Terroristen Hussein Mikdad, im Zürcher Hotel «Regina» abzusteigen – mit einer grösseren Menge Sprengstoff. Das hoch explosive RDX war für ein Selbstmordattentat in Israel bestimmt. Auf den Schweizer Aufenthalt des Attentäters kamen die israelischen Behörden durch Zufall. Nachdem Mikdad von Zürich nach Tel Aviv geflogen war, detonierte der Sprengstoff im Jerusalemer Hotelzimmer vorzeitig und verletzte den Terroristen schwer.
Bei Ermittlungen gegen die Hisbollah geriet ein Ahl-el-Beit-Zentrum in der Schweiz ins Visier von Geheimdiensten. Diese Gebetszentren, die in unauffälligen Wohnungen untergebracht sind, werden gegen aussen als religiöse Vereinigungen deklariert. Vorab der israelische Geheimdienst Mossad ortet in den Zentren indes terroristisches Potenzial. Dort würden Agenten und Aktivisten rekrutiert, «die für terroristische Gewaltakte eingesetzt werden», hält ein weiterer vertraulicher Bericht der Bundespolizei fest.
Der Bericht des Schweizer Inlandgeheimdienstes zeigt auch klar die Grenzen der Überwachungsmöglichkeiten auf: «Die Beobachtung der religiösen Organisation liegt auf Grund ihrer Eigenschaft nicht in der Kompetenz der Bundespolizei.» Der israelische Geheimdienst Mossad zog daraus seine eigenen Schlüsse. Im Februar 1998 schickte er ein Kommando mit dem Auftrag in die Schweiz, die Telefonleitungen des Berner Ahl-el-Beit-Zentrums anzuzapfen.
Gebetshäuser darf der Schweizer Staatsschutz wegen der Religionsfreiheit bis heute nicht präventiv beobachten. Nach den Anschlägen in den USA stellt der oberste Schweizer Staatsschützer diese Praxis zur Diskussion: «Die Schweiz muss sich klar werden, welche Risiken in Kauf genommen werden können», sagt Urs von Daeniken.
Dass sich «alle islamistischen Bewegungen in der Schweiz sehr frei bewegen» können, freut den fundamentalistischen Muslim und Revisionisten Ahmed Huber. Der Berner, der mit radikalen Muslimen in den USA, England und Südafrika in engem Kontakt steht, behauptet: «Ob Hamas oder bin Laden, alle haben hier Konten und nehmen ganz brav und redlich die Finanzdienstleistungen in Anspruch.»
Huber selbst nutzt über die Luganeser Firma Al Taqwa den Schweizer Finanzplatz für die muslimische Sache. «Wir finanzieren Entwicklungsprojekte», sagt er. Geheimdienste behaupten, über Al Taqwa seien Gelder zu bin Laden geflossen. «Eine Erfindung des Mossad», dementiert Huber und kommt ins Schwärmen. Das Schweizer Bankensystem sei das einzige, das nicht von den Amerikanern oder Israelis überwacht werde. «Die Schweiz», sagt Ahmed Huber, «ist eine grossartige Drehscheibe.»