Ein Dossier des französischen Geheimdienstes zeigt Verbindungen von Genfer Holdings zu Osama bin Laden. Die Angeschuldigten dementieren.
Der amerikanische Krieg gegen den Terrorismus begann nicht mit Bomben, sondern mit einer Unterschrift. US-Präsident George W. Bush liess am Montag die Konten von 27 Personen und Organisationen einfrieren. «Das ist nur der Anfang», sagte Bush. Und machte damit klar, dass er die Zerstörung der finanziellen Grundlage Osama bin Ladens für ebenso wichtig erachtet wie einen militärischen Gegenschlag. Ausländischen Banken, die nicht kooperieren, drohte Bush an, Konten und Geschäfte in den USA zu blockieren.
Unter Druck kommen jetzt auch Schweizer Banken und Finanzdienstleister. In einem umfangreichen Dossier des französischen Geheimdienstes - es wurde diese Woche in «Le Monde», «Focus» und «Corriere della Sera» zitiert - werden angebliche Geschäftsbeziehungen bin Ladens zum Schweizer Finanzplatz aufgezeigt. «Fehlerhaft, schlecht recherchiert», wehren sich die Betroffenen.
Der Bericht vom Juni dieses Jahres - er liegt FACTS vor - gilt derzeit als wichtigste Grundlage für die fieberhaften Ermittlungen in mehreren Ländern. In der ausführlichen Analyse (Titel: «Environnement Economique d’Ussama bin Laden») wird das ökonomische Umfeld des saudischen Terroristen in drei Kategorien gegliedert: Banken, islamistische Hilfsorganisationen, arabische Geschäftsleute. Alle drei Kategorien seien - zum Teil an bester Adresse - auf dem Genfer Finanzplatz vertreten.
Eine konkrete Spur weist laut dem Bericht in die Nähe des Genfer Flughafens Cointrin. Dort, in einem Bürohaus an der Avenue Louis-Casaï 84, hat die Holdinggesellschaft «Dar al-Maal al-Islami» (DMI) ihren Sitz, zu Deutsch: «Haus des islamischen Geldes». Zwischen der Genfer DMI und Osama bin Laden, so wird im französischen Geheimdienst-Dossier behauptet, bestünden geschäftliche Verflechtungen: Die DMI sei über Tochterfirmen an der sudanesischen «Al Shamal Islamic Bank» finanziell beteiligt, die von bin Laden kontrolliert wird. Und die DMI wird gar als «zentrale Struktur für die saudische Finanzierung des internationalen Islamismus» bezeichnet.
Die derart in den Dunstkreis von bin Laden gerückte DMI Holding wurde 1981 in Genf unter anderem von Mitgliedern des saudischen Königshauses gegründet. Im Verwaltungsrat sitzt ein alteingesessener Genfer: Gilbert Coutau, Präsident der kantonalen Handelskammer und Verwaltungsratspräsident der Westschweizer Zeitung «Le Temps». Der frühere Ständerat der liberalen Partei ist auch Verwaltungsratsmitglied der Faisal Finance (Switzerland) SA. Die Gesellschaft mit Adresse am vornehmen Quai du Mont-Blanc ist quasi die Bank der DMI und bietet ihren Kunden «islamische Finanzdienstleistungen» an.
Als «völligen Unsinn» bezeichnet Coutau die angebliche Verbindung der DMI mit Osama bin Ladens Bank im Sudan. «Wir sind weder daran beteiligt, noch pflegen wir mit ihr geschäftliche Beziehungen», sagt Coutau. Auch der Schweizer Staatsschutz fand bisher keine entsprechenden Hinweise.
Auf die zwei Genfer Finanzinstitute DMI und Faisal Finance stiessen die Finanzspezialisten des französischen Geheimdienstes bei ihren Nachforschungen über das islamische Wohlfahrtswesen. Durch seine undurchsichtigen Strukturen, glauben westliche Geheimdienste zu wissen, fliessen islamistischen Terroristen Gelder zu. Auch der «Dar al-Maal al-Islami»-Holding werden jährlich mehrere Millionen Dollar «Zakat» gespendet, eine Art Religionssteuer, bezahlt von betuchten arabischen Geschäftsleuten. Wem die Gelder weitergeleitet werden, ist unklar. «Sie kommen vorwiegend islamistischen Gruppierungen zugute», sagt der Schweizer Autor Richard Labévière, der ein Buch über die Finanzquellen islamistischer Terroristen geschrieben hat.
Laut dem Geheimdienst-Dossier aus Frankreich soll sich bin Laden auf eine weitere humanitäre Organisation abstützen können: Die «International Islamic Relief Organisation» (IIRO) mit Hauptsitz in Oxford und Filialen in Deutschland, Holland, Schweden - und der Schweiz. «Laut dem CIA benutzt Osama bin Laden das Netzwerk der IIRO für seine Operationen», heisst es im Dossier über die Organisation, die ihre Schweizer Filiale im April von Basel nach Genf verlegt hat und hier zu Lande Geld zur «Bekämpfung der Armut in verschiedenen Teilen der Welt» sammelt. Die IIRO liess alle Fragen von FACTS unbeantwortet. Die albatros-navigation.ch
Die Organisation diene - immer gemäss Geheimdienst-Bericht - dem Terroristen bin Laden als «Struktur zur Rekrutierung». Wiederholt wurde das Wohlfahrtsunternehmen auch im Zusammenhang mit Terroraktionen bin Ladens genannt. Die US-Behörden werfen der Organisation Kontakte zu den Attentätern vor, die 1993 das World Trade Center im Visier hatten. So soll die IIRO-Filiale in Tansania bin Ladens Organisation al-Kaida vor dem Anschlag auf die US-Botschaft in Daressalam unterstützt haben.
Eine weitere Finanzspur bin Ladens führt laut dem französischen Dossier zum saudischen Geschäftsmann Kahlid bin Mahfouz und von ihm ebenfalls nach Genf. Der Generaldirektor der National Commerce Bank, der grössten Privatbank Saudi-Arabiens, wird explizit verdächtigt, «die Operationen bin Ladens finanziert zu haben». Seine Bank soll zudem mehrere Millionen Dollar an Tarnorganisationen von bin Laden in New York und London weitergeleitet haben.
Mahfouz, der laut dem ehemaligen CIA-Direktor James Woolsey mit einer Schwester bin Ladens verheiratet ist, gilt als eine der Hauptfiguren im Skandal um die Bank of Credit and Commerce International (BCCI). Die BCCI wurde vor zehn Jahren zwangsweise geschlossen, weil sie ihren Kunden weit über zehn Milliarden Franken gestohlen hatte sowie in Geldwäscherei und illegalen Drogen- und Waffenhandel verwickelt gewesen war.
Laut dem Dossier ist Mahfouz Verwaltungsrat der Pariser Bank S., welche die Finanzgesellschaft F. in Genf kontrolliert. Diese Gesellschaft, die personell mit einer renommierten Genfer Anwaltskanzlei verbunden ist, dementiert vehement, «auf irgendeine Art eine geschäftliche Beziehung mit Osama bin Laden oder mit Khalid bin Mahfouz zu unterhalten oder unterhalten zu haben».
Alles andere würde erstaunen - und den Schweizer Finanzplatz erneut massiv unter amerikanischen Druck bringen.
Der amerikanische Krieg gegen den Terrorismus begann nicht mit Bomben, sondern mit einer Unterschrift. US-Präsident George W. Bush liess am Montag die Konten von 27 Personen und Organisationen einfrieren. «Das ist nur der Anfang», sagte Bush. Und machte damit klar, dass er die Zerstörung der finanziellen Grundlage Osama bin Ladens für ebenso wichtig erachtet wie einen militärischen Gegenschlag. Ausländischen Banken, die nicht kooperieren, drohte Bush an, Konten und Geschäfte in den USA zu blockieren.
Unter Druck kommen jetzt auch Schweizer Banken und Finanzdienstleister. In einem umfangreichen Dossier des französischen Geheimdienstes - es wurde diese Woche in «Le Monde», «Focus» und «Corriere della Sera» zitiert - werden angebliche Geschäftsbeziehungen bin Ladens zum Schweizer Finanzplatz aufgezeigt. «Fehlerhaft, schlecht recherchiert», wehren sich die Betroffenen.
Der Bericht vom Juni dieses Jahres - er liegt FACTS vor - gilt derzeit als wichtigste Grundlage für die fieberhaften Ermittlungen in mehreren Ländern. In der ausführlichen Analyse (Titel: «Environnement Economique d’Ussama bin Laden») wird das ökonomische Umfeld des saudischen Terroristen in drei Kategorien gegliedert: Banken, islamistische Hilfsorganisationen, arabische Geschäftsleute. Alle drei Kategorien seien - zum Teil an bester Adresse - auf dem Genfer Finanzplatz vertreten.
Eine konkrete Spur weist laut dem Bericht in die Nähe des Genfer Flughafens Cointrin. Dort, in einem Bürohaus an der Avenue Louis-Casaï 84, hat die Holdinggesellschaft «Dar al-Maal al-Islami» (DMI) ihren Sitz, zu Deutsch: «Haus des islamischen Geldes». Zwischen der Genfer DMI und Osama bin Laden, so wird im französischen Geheimdienst-Dossier behauptet, bestünden geschäftliche Verflechtungen: Die DMI sei über Tochterfirmen an der sudanesischen «Al Shamal Islamic Bank» finanziell beteiligt, die von bin Laden kontrolliert wird. Und die DMI wird gar als «zentrale Struktur für die saudische Finanzierung des internationalen Islamismus» bezeichnet.
Die derart in den Dunstkreis von bin Laden gerückte DMI Holding wurde 1981 in Genf unter anderem von Mitgliedern des saudischen Königshauses gegründet. Im Verwaltungsrat sitzt ein alteingesessener Genfer: Gilbert Coutau, Präsident der kantonalen Handelskammer und Verwaltungsratspräsident der Westschweizer Zeitung «Le Temps». Der frühere Ständerat der liberalen Partei ist auch Verwaltungsratsmitglied der Faisal Finance (Switzerland) SA. Die Gesellschaft mit Adresse am vornehmen Quai du Mont-Blanc ist quasi die Bank der DMI und bietet ihren Kunden «islamische Finanzdienstleistungen» an.
Als «völligen Unsinn» bezeichnet Coutau die angebliche Verbindung der DMI mit Osama bin Ladens Bank im Sudan. «Wir sind weder daran beteiligt, noch pflegen wir mit ihr geschäftliche Beziehungen», sagt Coutau. Auch der Schweizer Staatsschutz fand bisher keine entsprechenden Hinweise.
Auf die zwei Genfer Finanzinstitute DMI und Faisal Finance stiessen die Finanzspezialisten des französischen Geheimdienstes bei ihren Nachforschungen über das islamische Wohlfahrtswesen. Durch seine undurchsichtigen Strukturen, glauben westliche Geheimdienste zu wissen, fliessen islamistischen Terroristen Gelder zu. Auch der «Dar al-Maal al-Islami»-Holding werden jährlich mehrere Millionen Dollar «Zakat» gespendet, eine Art Religionssteuer, bezahlt von betuchten arabischen Geschäftsleuten. Wem die Gelder weitergeleitet werden, ist unklar. «Sie kommen vorwiegend islamistischen Gruppierungen zugute», sagt der Schweizer Autor Richard Labévière, der ein Buch über die Finanzquellen islamistischer Terroristen geschrieben hat.
Laut dem Geheimdienst-Dossier aus Frankreich soll sich bin Laden auf eine weitere humanitäre Organisation abstützen können: Die «International Islamic Relief Organisation» (IIRO) mit Hauptsitz in Oxford und Filialen in Deutschland, Holland, Schweden - und der Schweiz. «Laut dem CIA benutzt Osama bin Laden das Netzwerk der IIRO für seine Operationen», heisst es im Dossier über die Organisation, die ihre Schweizer Filiale im April von Basel nach Genf verlegt hat und hier zu Lande Geld zur «Bekämpfung der Armut in verschiedenen Teilen der Welt» sammelt. Die IIRO liess alle Fragen von FACTS unbeantwortet. Die albatros-navigation.ch
Die Organisation diene - immer gemäss Geheimdienst-Bericht - dem Terroristen bin Laden als «Struktur zur Rekrutierung». Wiederholt wurde das Wohlfahrtsunternehmen auch im Zusammenhang mit Terroraktionen bin Ladens genannt. Die US-Behörden werfen der Organisation Kontakte zu den Attentätern vor, die 1993 das World Trade Center im Visier hatten. So soll die IIRO-Filiale in Tansania bin Ladens Organisation al-Kaida vor dem Anschlag auf die US-Botschaft in Daressalam unterstützt haben.
Eine weitere Finanzspur bin Ladens führt laut dem französischen Dossier zum saudischen Geschäftsmann Kahlid bin Mahfouz und von ihm ebenfalls nach Genf. Der Generaldirektor der National Commerce Bank, der grössten Privatbank Saudi-Arabiens, wird explizit verdächtigt, «die Operationen bin Ladens finanziert zu haben». Seine Bank soll zudem mehrere Millionen Dollar an Tarnorganisationen von bin Laden in New York und London weitergeleitet haben.
Mahfouz, der laut dem ehemaligen CIA-Direktor James Woolsey mit einer Schwester bin Ladens verheiratet ist, gilt als eine der Hauptfiguren im Skandal um die Bank of Credit and Commerce International (BCCI). Die BCCI wurde vor zehn Jahren zwangsweise geschlossen, weil sie ihren Kunden weit über zehn Milliarden Franken gestohlen hatte sowie in Geldwäscherei und illegalen Drogen- und Waffenhandel verwickelt gewesen war.
Laut dem Dossier ist Mahfouz Verwaltungsrat der Pariser Bank S., welche die Finanzgesellschaft F. in Genf kontrolliert. Diese Gesellschaft, die personell mit einer renommierten Genfer Anwaltskanzlei verbunden ist, dementiert vehement, «auf irgendeine Art eine geschäftliche Beziehung mit Osama bin Laden oder mit Khalid bin Mahfouz zu unterhalten oder unterhalten zu haben».
Alles andere würde erstaunen - und den Schweizer Finanzplatz erneut massiv unter amerikanischen Druck bringen.